Maurmer Post – 6 Oktober 2011

Die spielende Tänzerin Ania Losinger und Perkussionist Mats Eser verstehen es den Zuschauer in ihre Klangwelt einzulassen und darob die Zeit zu vergessen. Das Publikum war begeistert. Mit beharrlichem Applaus lockte es am Schluss die zwei Musiker für eine Zugabe auf die Bühne zurück.

Die Kirche Maur bot am Freitag Kulisse  für das Zwiegespräch eines Künstlerpaars. Sie musizieren im Duo – Mats Eser auf dem Marimbafon, einem xylofonähnlichen Instrument mit hölzernen Schwingkörpern; Ania Losinger auf der Xala, einer Art überdimensioniertem Bodenxylofon. Sie erzeugen dichte, sanfte, manchmal beunruhigende Klänge, so Raum füllend, dass zeitweilig der Eindruck entstand, als wäre ein ganzes Orchester zu Gange.  Über die Kirchenwände bewegten sich tänzerische Schatten, überdimensional,  geworfen von Losingers anmutig biegsamer Gestalt. Töne und Bewegungen, die ineinander verschmolzen und eine Atmosphäre der Schwerelosigkeit erzeugten.

Ein klingender Tanzboden

Mit Flamencoschuhen und menschenhohen Stöcken bringt Ania Losinger die 24 Klangstäbe de Xala zum schwingen und klingen. Xala ist ein Unikat. Es ist  weltweit das einzige, tanzend bespielbare Bodenxylophon. Rechteckig und 400 Kilogramm schwer. Zusammen mit Instrumentenbauer Hamper von Niederhäusern hat die langjährige Flamencotänzerin Losinger das Bodenxylofon entworfen. Ein begehbares Instrument, wo Schritte Töne auslösen und sich zu Melodien finden. Im Zusammenklang mit der Marimba, den Gongs und der Vielzahl von Tomtoms ihres Partners Mats Eser, kreieren die beiden eine eigenartige Musik. Das Ergebnis ist ein präzises Zusammenspiel von Tanzperformance und Musik, in wiederkehrenden harmonischen Mustern. Eine Totale der Übereinstimmung. Nie bleibt es bei einlullender  akustischer Idylle. Die Tänzerin und der Schlagzeuger verstehen es auch harte Töne anzuschlagen und den Zuschauer in die Wirklichkeit der Gegensätze zu holen.

Fernöstliche Thematik

Das Programm “The Five Elements” basiert auf der chinesischen Lehre der fünf Elemente: Erde, Metall, Wasser, Holz und Feuer. So verschieden die Elemente sind, so anders zeigten sich die Klangbilder der fünf Stücke. Wähnte man sich als Zuschauer im beruhigenden Blau des Wassers, riss ein jammernder Ton die Ruhe auseinander, eisig und klar. Darauffolgend ein  feines, harmloses Gebimmel von Glöckchen, als würden Mönche zum Gebet gerufen. Nach chinesischer Tradition zeigt jedes Element einen Wandlungsprozess auf.  Phasen wie Anfang oder Aufbruch, sie unterstehen wiederum einer bestimmten Ziffer – die  metrische Grundlage der “Five Elements”. Allem liegt ein Muster zugrunde von fünf Stücken. Im Übergang jeden Teils, gab es eine kaum erwähnenswerte Pause für die zwei Klangmeister. Es schien als sammelten sie sich, den Blick aufeinander geheftet, ein Lächeln und wieder war da diese spürbare Aufmerksamkeit in jeder noch so feinen Bewegung der beiden. Das alte ist vergangen: ein neues Element, die dazugehörende Farbe und ein neues Klangbild erobern den Raum. So kam das Thema Feuer in orange-rot daher und tünchte das Kirchenschiff in wärmendes Licht und die Zuschauer in ein angenehm wohliges Gefühl.

Mit ihrer ersten gemeinsamen Komposition “The Five Elements” (2005) treten die beiden Musiker an Festivals, in Theatern und Konzerthäusern in ganz Europa auf. Im Kinofilm “Bödele – Dance the Rhythm” waren sie erstmals auf der Leinwand zu sehen. Ein Film über Menschen, die ihre Füsse archaisch und kraftvoll zu ihrem Ausdrucksinstrument machen.

Elsbeth Stucky